Ein Gewitter hatte mehrere Menschen bei einer Abenteuer-Tour in der Sterzlachklamm im Allgäu überrascht und verletzt. Eine 27-Jährige wurde vermisst – und nach stundenlanger Suche tot aufgefunden.
Uli Hagemeier von der Allgäuer Zeitung fragt nach sich, warum immer mehr Menschen sich ganz bewusst in Situationen begeben, die gefährlich sind.
„Als das Unglück passierte, sollen etwa 60 Frauen und Männer zum Canyoning in der Klamm gewesen sein. Dabei stürzt man sich zum Beispiel mit Neoprenanzug und Helm von einem Gumpen in den nächsten. Die Guides, die diese Touren leiten, brauchen keinen Nachweis ihrer Qualifikation – und das in einem Land, in dem man zur ordnungsgemäßen Benutzung eines Mofas einen Führerschein benötigt und zum Servieren von Currywurst mit Pommes ein Gesundheitszeugnis.
Warum begeben sich Menschen im Allgäu mit Absicht in Gefahr?
Was bringt Menschen, die es nicht können, dazu, sich von einer Felskante zu stürzen? Ist es ein gefühlter gesellschaftlicher Druck, auch coole Bilder auf Instagram und Facebook zu posten? Oder ist es eher eine egoistische Motivation durch den Adrenalin-Kick, der dazu verleitet, die gesunde Angst zu überwinden und Dinge zu tun, die gefährlich und für Ungeübte deshalb ziemlich bescheuert sind?
Das Phänomen geht natürlich über das Canyoning hinaus, die Frage lautet: Warum meinen selbst Untrainierte, jeden Winkel der Alpen bevölkern zu müssen? Wir sprechen so viel über gesellschaftliche Verantwortung, auch über den schonenden Umgang mit Ressourcen und mit unserer Natur, aber wenn es um den Kick oder den Klick geht, unterdrücken immer mehr Menschen natürliche Verhaltensweisen und überschätzen ihr Können – übrigens nicht nur Touristen, denen wir genau das gern vorwerfen.
Und wenn es dann schief geht, müssen rund um die Uhr die Ehrenamtler von der Bergwacht helfen. Ein Wahnsinn ist das.“
Quelle: Allgäuer Zeitung
Sehr geehrter Herr Führich, Canyoning findet normalerweise nur unter Bedingungen statt in denen das eingegangene Risiko dem aller Bergsportarten und Bewegungen in alpinem Gelände entspricht. Man vertraut sich einem Unternehmen oder einem Führer an, der die Garantenstellung übernimmt und über Risiken und Bedingungen vor der Tour informieren muss. Canyoning ist nicht per se lebensgefährlich, daher vermittelt der Kurzbericht in der Zeitung natürlich ein falsches Bild. Vielleicht um Fragen aufzuwerfen und vielleicht um einen Denkprozess anzustoßen. Dieser wäre wünschenswert sollte aber nicht alle Alpinen Unternehmungen unter Generalverdacht des Leichtsinns stellen.
Die Ermittlungen werden sicher ergeben, welche Fehler an diesem Tag zum Unglück geführt haben. Wichtig wäre, dass daraus die richtigen Schlüsse gezogen werden.
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