Ansprüche auf Ausgleichszahlung nach Art. 5 und Art. 7 FluggastrechteVO unterliegen auch dann der regelmäßigen dreijährigen Verjährungsfrist nach § 195 und § 199 Abs. 1 BGB, wenn der annullierte oder verspäteteFlug für den Fluggast Teil einer Pauschalreise war (Ergänzung zu BGH, 10.12.2009 – Xa ZR 61/09).

BGH, 04.06.2024 – X ZR 62/23

Er­stat­tungs­an­sprü­che aus einer Flug­rei­se, die Teil einer Pau­schal­rei­se war, ver­jäh­ren nicht nach der kur­zen zwei­jäh­ri­gen Ver­jäh­rungs­frist. Viel­mehr un­ter­lie­gen sol­che An­sprü­che – ent­spre­chend der rei­nen Flug­bu­chung – der drei­jäh­ri­gen Re­gel­ver­jäh­rung, wie der BGH klar­stell­te.

Ein In­kas­so­dienst­leis­ter ver­lang­te aus ab­ge­tre­te­nem Recht zwei­er Ur­lau­ber von einer Flug­li­nie eine Aus­gleichs­zah­lung in Höhe von 800 Euro wegen einer Ver­spä­tung nach der Flug­gast­rech­te­ver­ord­nung. Die Tou­ris­ten waren im Rah­men einer Pau­schal­rei­se von der Air­line am 11.05.2019 von Düs­sel­dorf nach Sharm El Sheikh (Ägyp­ten) be­för­dert wor­den. Am Ziel­ort kamen sie mit einer Ver­spä­tung von 3 Stun­den und 40 Mi­nu­ten an. 

Der Dienst­leis­ter erhob für die Pas­sa­gie­re am 18.03.2022 Klage. Der Ein­wand der Flug­li­nie, die For­de­rung sei ver­jährt, blieb er­folg­los. Die Vor­in­stan­zen ver­ur­teil­ten sie an­trags­ge­mäß: An­sprü­che auf Aus­gleichs­zah­lung nach Art. 5 und Art. 7Flug­gast­rech­te-VO un­ter­lä­gen auch dann der re­gel­mä­ßi­gen Ver­jäh­rungs­frist von drei Jah­ren nach § 195 BGB, wenn der an­nul­lier­te oder ver­spä­te­te Flug wie hier Teil einer Pau­schal­rei­se ge­we­sen sei. Eine An­wen­dung der kür­ze­ren Ver­jäh­rungs­frist des § 651j BGB von zwei Jah­ren würde zu einer sach­lich nicht ge­recht­fer­tig­ten Un­gleich­be­hand­lung von Flug­gäs­ten füh­ren. Auch die Re­vi­si­on schei­ter­te.

All­ge­mei­ne Ver­jäh­rungs­vor­schrif­ten gel­ten

Der für das Rei­se­ver­trags­recht zu­stän­di­ge X. Zi­vil­se­nat des BGH pflich­te­te dem LG bei, dass der An­spruch bei Kla­ge­er­he­bung – unter An­wen­dung der drei­jäh­ri­gen Ver­jäh­rungs­frist – noch nicht ver­jährt ge­we­sen sei (Ur­teil vom 04.06.2024 – X ZR 62/23). Die von ihm be­reits ent­schie­de­ne Kon­stel­la­ti­on, wo­nach für Flug­rei­sen, die nicht Teil einer Pau­schal­rei­se waren, die all­ge­mei­nen Ver­jäh­rungs­vor­schrif­ten gel­ten, über­trägt er jetzt (ent­ge­gen ei­ni­gen Stim­men aus der Li­te­ra­tur) aus­drück­lich auch auf Flüge aus Pau­schal­rei­sen. 

Gegen eine An­wen­dung des § 651j BGB, so der BGH, spre­che be­reits der Wort­laut der Vor­schrift, die sich auf die in § 651i Abs. 3 BGB be­zeich­ne­ten An­sprü­che des Rei­sen­den be­zie­he. An­sprü­che auf Aus­gleichs­zah­lung nach der Flug­gast­rech­te-VO ge­hör­ten nicht dazu. Gegen eine ent­spre­chen­de An­wen­dung von § 651j BGB spre­che zudem der Um­stand, dass die Flug­gast­rech­te-VO in Er­wä­gungs­grund 5 einen Schutz auch auf Flü­gen im Rah­men von Pau­schal­rei­sen vor­se­he und in Er­wä­gungs­grund 6, Art. 3 Abs. 6 Satz 2 und Art. 8 Abs. 2 Flug­gast­rech­te-VO nur eng be­grenz­te Son­der­re­geln sta­tu­ie­re.

Ein Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen an den EuGHnach Art. 267 AEUV hielt der BGH nicht für er­for­der­lich.

BGH, Urteil vom 04.06.2024 – X ZR 62/23

Quelle: beck-aktuell, 4. Juli 2024